Aufklärerisch — Melina Borčak

Melina Borčak spricht von „Erinnerungskultur am Limit“, erklärt, warum der Genozid in ihrer Heimat Bosnien keine Rolle in unseren Geschichtsbüchern spielt – und warum Medien ein Problem mit Fehlerkultur haben.
0 Shares
0
0
0
0
0
0
Text: Melanie Skurt — Fotos: Benjamin Jenak

Journalistin und Filmemacherin Melina Borčak arbeitet seit Jahren an Themen, die sie nerven. Das sagt sie selbst und meint damit antimuslimischen Rassismus und Genozid, Tierschutz, Feminismus und Medienkritik. Für die kontinuierliche Auseinandersetzung unter anderem mit Kriegsverbrechen habe sie eigentlich keine Kraft mehr, erklärt sie, aber diese Arbeit sei wie ein Zwang. Denn immer wieder erlebe sie Geschichtsrevisionismus den sie nicht ignorieren könne. Um daran nicht kaputt zu gehen, hat Melina Borčak für die Zukunft neue Pläne.

In dieser Folge von GANZSCHÖNLAUT erzählt sie von ihrem Netzwerk Perspective Collective und einer neuen Generation, die ihr die Hoffnung gibt, dass sich einige Dinge vielleicht doch strukturell ändern. Und sie berichtet eindrücklich von Kriegsverbrechen und dem Genozid insbesondere an bosnischen Muslim*innen in den Neunzigerjahren – die Zeit ihrer Kindheit.

1990 wird Melina Borčak in Bosnien geboren und flieht unter anderem mit ihrer Mutter und Schwester 1992 vor dem Völkermord. Sie wächst für einige Jahre in Nordrhein-Westfalen auf, bevor sie und ihre Familie mit dem offiziellen Kriegsende nach Bosnien zurück müssen. „Ein Albtraum“, erinnert sie sich. In diesem Gespräch macht sie klar, warum die Vergegenwärtigung der Geschichte hochaktuell ist: „Rechtsextreme Terroristen von El Paso über Utoya, Halle und München bis Christchurch sind inspiriert von serbischem Nationalismus und dem Genozid.“

Mit Veto geben wir dem Aktivismus im Land eine mediale Bühne. Warum? Weil es Zeit ist, all jene zu zeigen, die sich einmischen. Unser Selbstverständnis: Journalismus mit Haltung.

Noch mehr lesen

Die Masken fallen — HoGeSatzbau

Die „Hooligans gegen Satzbau“ sind aus den sozialen Netzwerken nicht wegzudenken. Doch nach acht Jahren löschen sie sich selbst. Wer steckt hinter den Sturmhauben und wie geht es weiter? Zu Besuch bei bekannten Unbekannten.

Awareness statt Bizeps — United Security

„Du kommst hier nicht rein!“ Aggressiv auftretende, muskelbepackte Männer als Türsteher gibt es viele. Die linke Sicherheitsfirma United Security will zeigen, dass es anders geht. Über eine Nacht an der Tür.

Fließend Wasser — Dominik Bloh

Wie hart das Leben auf der Straße ist, weiß Dominik Bloh aus eigener Erfahrung. Mit einem markanten Duschbus gibt er wohnungslosen Menschen in Hamburg seit Beginn der Corona-Pandemie ein Stück verlorengegangener Würde zurück.

Zimmer im Freien — Lisa und Timo Gelzhäuser

Die Hälfte des deutschen Waldes ist in privater Hand. Doch Schädlinge und die Klimakrise lassen die weiten grünen Flächen kahler werden. Lisa und Timo Gelzhäuser bauen aus ihrem Schadholz Tiny Houses.

Rettung aus der Luft — Sabrina von Augenstein

Jedes Jahr werden beim Mähen der Wiesen rund 100 000 Rehkitze verletzt oder sie sterben. Mit ihrer Drohne schwebt Sabrina Augenstein deshalb schon frühmorgens über die Felder und bewahrt Wildtiere vor dem Tod.

Gefängnis ohne Gitter — Tobias Merckle

Eine Alternative zum Gefängnis ganz ohne Zellen, Gitter und Mauern. Was nach einer Utopie klingt, hat Tobias Merckle Wirklichkeit werden lassen: mit einer familienähnlichen Einrichtung für jugendliche Straftäter.