Zusammenhalt

Print – der zweite Streich

Waren wir alle zu naiv? Beseelt vom wohligen Rausch eines angeblichen Fortschritts ließ sich die unangenehme Wahrheit leichter ertragen. Wir hatten uns doch eingesetzt für Gleichberechtigung und uns über Diskriminierung empört. Immer mal wieder. So, wie wir eben Zeit fanden. Den Ton in der Gesellschaft aber geben nicht die Frauen an. Sie werden kaum gehört. Immer noch nicht, obwohl sie das System am Laufen halten – gerade in Krisenzeiten. Sie haben zu wenig Macht und selten Einfluss. Sie müssen um ihre Rechte kämpfen oder sie jeden Tag vehement verteidigen.

Die bittere Erkenntnis: Nicht alle in diesem Land haben die gleichen Chancen. Die Krise beweist uns das. Sie legt die überwunden geglaubten Muster offen und hält uns vor, dass wir an einigen Stellen sogar einen Schritt zurückgegangen sind. Zeit für einen kritischen Blick auf die Gesellschaft und unser Zusammenleben. Wir haben das mit sechs Frauen getan, die in Deutschland zu einer Minderheit gehören – weil sie Kopftuch tragen, jüdisch, schwarz oder trans sind, weil sie eine Behinderung haben oder eine Migrationsgeschichte. Bereit, dieses Land mit ihren Augen zu sehen?

Gesellschaft in der Krise

Die Reaktionen auf die Corona-Pandemie spalten die Gesellschaft. Tiefe Differenzen gab und gibt es aber genauso bei Asyl und Klima. Verschiedene gesellschaftliche Lager stehen sich gegenüber. Wie also steht es in diesen besonderen Zeiten um das Miteinander und die Solidarität im Land?

Mut / Wut — 12

Ein Land in der Krise – gesundheitlich wie moralisch. Kübra Gümüşay und Jasmina Kuhnke haben trotzdem Hoffnung. Eine theateristische Erzählung.

Abgefahren — 18

In Erfurt beliefert eine Lastenrad-Initiative seit Beginn des Lockdown Corona-Risikogruppen mit Lebensmitteln oder Medikamenten. Wo Solidarität wächst, fehlen Radwege. Vollbeladen unterwegs auf vielbefahrenen Straßen.

Richtig falsch — 26

Desinformationen und Verschwörungsmythen waren schon länger da – mit dem Ausbruch des Corona-Virus aber werden sie zahlreicher und immer chaotischer. Überall im Land demonstrieren Hunderte gegen Masken, Impfungen und eine angebliche Diktatur. Mit den Kritischen Schritt zu halten und aufzuklären, ist ermüdend, aber systemrelevant. Denn Falschmeldungen drohen die Republik wieder einmal zu spalten.

Sehnsucht nach Nähe — 30

Tania Becker bemüht sich darum, dass kein älterer Mensch einsam sein muss. Das klappt auch deshalb, weil viele junge Menschen freiwillig helfen. Von einem kühlen Klima in der Gesellschaft will sie nichts wissen.

Zusammen? Halt — 32

30 Jahre ein Land. Doch trotz Wiedervereinigungsjubiläum scheinen sich die gesellschaftlichen Lager weit voneinander entfernt zu haben. Nach den Differenzen bei Asyl und Klima hat der Umgang mit dem Corona-Virus die Gräben offenbar noch tiefer werden lassen. Eine Analyse.

Und was steht sonst noch drin?

Diddlland — 38

Tarik Tesfu ist Moderator, Kolumnist und Gutmensch. In seiner Arbeit setzt er sich für die Gleichberechtigung aller Geschlechter ein. Er positioniert sich gegen Rassismus, Sexismus und Queerfeindlichkeit. Tarik feiert WLAN, Snickers-Eis und Destiny’s Child. Für Veto schreibt er die Kolumne

Heilige Scheiße — 40

Immer mehr junge Unternehmen wollen nicht mehr nur der kapitalistischen Logik folgen und möglichst große Gewinne erzielen. Sie wollen die Welt verbessern. Noch ist die Branche aber unübersichtlich und ihr Einfluss begrenzt. In der Post-Corona-Zeit könnten die Social Entrepreneurs aber eine wichtige Rolle spielen. Annäherung an einen Trend.

Eine Frage des Seins — 44

Deutschland : neu soldarisch oder tief gespalten? Mit Nhi Le und Tessa Ganserer auf der Suche nach einer ehrlichen Antwort. Ein Gespräch über anti-asiatischen Rassismus, Transfeindlichkeit und Sexismus auf der Straße und im Parlament.

Fließend Wasser — 50

Unter den Einschränkungen in der Corona-Krise leiden besonders Menschen, die ohne Wohnung sind. Wie hart das Leben auf der Straße ist, weiß Dominik Bloh aus eigener Erfahrung. Mit einem neuen Duschbus gibt er Betroffenen in Hamburg ein Stück verlorengegangener Würde zurück.

Spielfeldrand — 56

Rassistische Beleidigungen bleiben im Fußball ein Problem – vor allem neben dem Platz. Und die Neonazi-Szene versucht die Euphorie für das runde Leder zur Rekrutierung ihres Nachwuchses zu nutzen. Die Klubs müssen reagieren. Ein Besuch in Chemnitz, Cottbus und Babelsberg.

Mehr Fragen als Antworten — 64

Der rechtsextreme Anschlag von Hanau darf nicht in Vergessenheit geraten. Denn er zeigt: Deutschland hat ein Rassismusproblem. Angehörige der Opfer fordern von der Politik eine lückenlose Aufklärung des Verbrechens – doch Monate nach der Tat warten sie noch immer auf Informationen.

Kulturschock — 68

Mit Milliardensummen sollen die Corona-Folgen für die deutsche Wirtschaft erträglicher werden. Die Politik fährt schwere Geschütze auf. Vergessen fühlt sich aber der gemeinnützige Sektor, der genauso betroffen ist, jedoch durch das Raster staatlicher Hilfen fällt. Absagen oder Schließungen werden auch psychologisch zum Problem. Ein Rück- mit Ausblick.

Geht’s auch digital? — 68

Mit der Corona-Krise offenbaren sich die digitalen Leerstellen in der Bildung. So unvorbereitet wie das Lernen von Zuhause die Schulen traf, bewegen sich auch Bildungsprojekte, die in der analogen Welt mit Kreativität punkten, meist hilflos im Netz. Warum Dutzende Webinare keine Antwort auf die Pandemie sind – und wie die politische Bildung in der Online-Welt Zuspruch findet.

VEranTwOrtung — 80

Sookee ist queerfeministische Antifaschistin, Musikerin und Mutter. Sie ist Fan von gegenseitiger Sichtbarmachung und Rotationsprinzipien. Mit ihrem Kindermusikprojekt „Sukini“ kümmert sie sich vor allem um die jungen Ohren in der Gesellschaft. Für Veto schreibt sie die Kolumne

Das eigene Privileg — 82

Mit der Piratenpartei brachte Marina Weisband das politische System durcheinander. Auch nach ihrem Rücktritt ist sie Aktivistin geblieben. Ein Gespräch über Familien in der Krise, männliche Politik, Antisemitismus und fehlende Visionen. Kommentiert von Julia Probst.

Kreativer Kampf — 88

Künstlerische Kollektive wie Peng und Dies Irae machen auf unkonventionelle Art auf Missstände aufmerksam. Sie verfremden Werbung, faken Videos oder werfen mit Torten. Um Reichweite zu generieren, sind die Aktionen meistens provokant, manchmal satirisch – und landen auch mal vor Gericht.

Lebensretter — 94

Die Crew der Mission Lifeline hilft Menschen in höchster Not auf hoher See. Bei ihren Missionen geht es um Leben und Tod. Gegründet wurde der Verein ausgerechnet in der Stadt, in der Pegidas Ursprünge liegen: Dresden. Eine Begegnung mit Axel Steier.

Veto ist das neue Print-Magazin, das die Engagierten im Land in den Fokus der Berichterstattung rückt. Veto ist ein gedrucktes Heft, aber auch eine Plattform für all jene, die sich auf den Weg gemacht haben, unsere offene Gesellschaft zu verteidigen. Viermal im Jahr und jeweils auf 100 Seiten stellen wir Engagierte, deren Arbeit, Aktionen, Ideale vor – und regen Debatten an. Die Botschaft an alle Gleichgesinnten: Ihr seid nicht allein!